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"Sie meinte, es sei der Gärtner." (Joh 20,15)

Tod- und Auferstehungserfahrung, Lebenslust und Lebensfrust, Leben in Fülle mit allen Licht und Schattenseiten, allen Fassetten des Lebens begegnest Du im Garten wie Maria von Magdala, die Jesus und das Leben suchte und ihm im Garten begegnete.

 

„Wenn du Gott (das Leben in Fülle) erfahren willst, dann musst du in den Garten gehen.“ Sagt der Mönchsvater Pachomius (+346) ein paar Jahrhunderte nachdem Maria von Magdala Jesus nach seiner Auferstehung im Garten mit dem leeren Grab begegnet ist. Zu allen Zeiten auch heute ist der Garten ein Ort der Lebenserfahrung. Die Geschichten der Auferstehung und des Lebens gleichen sich immer und oft spielen sie sich im Garten ab.

 

Dabei ist es meistens nicht der blühende Heilpflanzengarten mit dem das Leben beginnt, sondern die Dunkelheit der Erde, die Trockenheit der Wüste, die Verzweiflung in einem Sumpf, oder eben die hoffnungslose Suche und die Tränen der Trauer wie bei Maria von Magdala. Wir wollen uns nicht gerne mit den Ursprüngen des Gartens auseinandersetzen. Aber die Erde, in die wir hineingestellt werden, ist nicht nur am Anfang sondern immer wieder einmal „wüst und leer“. Es erfordert ein gehöriges Potenzial an Vertrauen, und zu glauben, „dass überall der Geist Gottes über dem Chaos“ schwebt.

 

Zu dieser Erfahrung gehört der Misthaufen, der Komposthaufen und die Trockenheit der Wüste ebenso, wie die Hoffnung und die Sehnsucht, dass sich alles verwandeln kann und das Leben im Kleinen aufbricht, manchmal mit vielen Tränen der Trauer der Hoffnungslosigkeit. Sie werden dann oft zu Quellen des Lebens, wie der erste Frühjahrsregen auf das vertrocknete Erdreich. Einen Garten, ganz gleich wie groß oder klein er ist, anzulegen, oder ihn im Frühjahr wieder zu bestellen ist eine wirkliche Auferstehungserfahrung. Zu den schrecklichsten Wüstenerfahrungen gehören Krankheit und Tod und das Sterben vor allem eines geliebten Menschen. In einer solchen Erfahrung trotzdem auf der Suche nach dem Leben zu bleiben, zeigen uns die Geschichten von der Auferstehung Jesu mit Maria und den Aposteln und den vielen Menschen, die bisher auch durch diese Erfahrungen zum Leben gefunden haben.

 

Wir brauchen dazu unseren Garten, ganz gleich, wo er sein mag. Wir brauchen dazu aber auch unseren „Seelengarten“, weil dieser wie ein wirklicher Garten die Erfahrung der Fülle des Lebens vermitteln kann. In diesem Garten gibt es den Misthaufen, die dunkle Erde, das Scheitern und den Misserfolg, die Schädlinge und die Schnecken, das Grab genauso, wie Hoffnung und Zuversicht und Freude und das Aufblühen und die Erfüllung unserer Sehnsucht.

 

Das ist umso leichter, je mehr wir in Beziehung treten zu uns selbst zu den Menschen, zur Natur und zur Schöpfung und natürlich zu Gott. Die Ostererfahrung endet nicht bei der großen Schau des auferstandenen Jesus Christus, sondern führt immer hin zur alten und neuen Erfahrung der lebendigen Gemeinde, mit dem Auftrag das Leben zu verkünden und miteinander zu teilen.

 

Ein Garten ist nie Selbstzweck, oder ein Ort, an dem ich meine Neurosen kultivieren kann. Ein Garten ist immer ein Ort das geschenkte Leben miteinander zu teilen. Das ist die Botschaft der Auferstehung.

 

Und dann werden wir schauen und staunen, welche Fülle sich in so einem Garten finden lässt. Wir müssen sehr sorgsam mit dem umgehen, was dort alles wächst. Vieles, was wir für Unkraut gehalten haben, entpuppt sich als segensreiche Heilpflanze, die wir bisher nicht beachtet haben, vom Gänseblümchen angefangen bis zum Löwenzahn. Viele Pflanzen, die wir wie selbstverständlich als „Einheimische“ angesehen haben, wie Salbei, Rosmarin und Thymian sind „Migranten“ aus Ländern, die wir aufgenommen und integriert haben und die jetzt nicht nur Leib und Seele erfreuen und gesund erhalten, sondern Teil unseres Lebens geworden sind.

 

Manchmal meinen wir, dass wir nur irgendeinen Menschen sehen, den Gärtner, wie Maria von Magdala und dabei begegnen wir in unserem Lebensgarten dem Auferstandenen, der uns sagt: „Geh‘ zu meinen Schwerstern und Brüdern und sag’ ihnen…….“

 

P. Dr. Johannes Pausch OSB

 

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